11 Mai 2008

Wikipedia: Militarismus

Der Militarismus bezeichnet

  1. meist eine Ideologie, welche die Meinung vertritt, dass nur durch militärische Stärke Sicherheit oder gar Frieden gewährleistet wird; in ihrer schwächsten Form dient diese Ideologie dazu, prophylaktische Aufrüstung zu rechtfertigen; heute (2007) wird Militarismus oft als Gegenpart zu den zeitgenössischen Friedensbewegungen definiert; die besondere Form des auf Seemacht ausgerichteten Militarismus bezeichnet man auch als Navalismus; das in einer extremen Form bestehende Gegenteil des Militarismus ist der Pazifismus;
  2. während dem gegenüber der brasilianische Soziologe Willems mit „Militarismus“ die Tatsache beschreibt, dass eine ganze Gesellschaft sich an militärischen Bräuchen orientiert, militärische Ehrenvorstellungen pflegt, bereits Kinder am liebsten uniformiert sieht usw., ohne dass sie deshalb notwendig kriegslüstern (bellizistisch) sein müsste; Gegenteil dieses Konzeptes von Militarismus ist dann bäuerliche, bürgerliche oder intellektuelle Soldatenverachtung oder -missachtung, wie sie sich im Antimilitarismus zeigt.
  3. Nach Walter Benjamin ist Militarismus der Zwang zur allgemeinen Anwendung von Gewalt als Mittel zu Zwecken des Staates.

Militarismus als Ideologie

Historisch wird der Militarismus mit Sparta, Rom, Preußen oder auch moderneren imperialistischen Staaten in Verbindung gebracht, u. a. mit dem japanischen Kaiserreich vor dem Zweiten Weltkrieg, als Navalismus mit dem Britischen Weltreich, mit dem „Dritten Reich“ in Deutschland, Italien unter Mussolini. Ferner kann man Militarismus assoziieren mit (noch existierenden) kommunistischen Staaten wie z. B. Nordkorea, wo dem Militär oberste Priorität gegeben wird.

Militarismus als kultureller Stil

Militarismus als kultureller Stil ist geprägt von der übertriebenen Wertschätzung militärischer Hierarchien, Waffen, Orden, Uniformen (die bei gesellschaftlichen Anlässen den Frack bzw. schwarzen Anzug ersetzen können), Paraden, Mythen, Rituale (z.B. des Stechschritts) und vom Muster von Befehl und Gehorsam. Oftmals werden Gewaltanwendung (wie im Krieg) und damit einhergehende Bewusstseinszustände und Emotionen glorifiziert (z. B. bei Ernst Jünger) und erscheinen als Heldenverehrung. Der Soldat wird zum Rollenmodell für die Gesellschaft (Der Soldate, der Soldate ist der erste Mann bei uns im Staate) und entwickelt den entsprechenden Dünkel. Eine Übertragung militärischer Prinzipien auf die Zivilgesellschaft wird angestrebt bzw. hat stattgefunden. Beispiele für eine derartig geprägte Gesellschaftsordnung sind z.B. der Wilhelminismus und der Nationalsozialismus (wo sogar die militärfeindliche und eher ordensorientierte SS ihre Kriegs- und Nachkriegslegitimation am stärksten aus der Waffen-SS bezog).
Außerordentlich militaristische Staaten, wie es Preußen gerade unter dem „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. war, führten fast gar keine (Krieg gab es erst später unter Friedrich II.), oder wie das Deutsche Reich 1871–1914 wenige Kriege, andererseits forcierten Gesellschaften, in denen das Militär zwar kein Vorbild, die aber bellizistisch waren (die USA, Frankreich) zahlreiche Kriege.
Das Dritte Reich dagegen machte sich den seit langem gesellschaftlich fest verankerten Militarismus zunutze, indem es sich hauptsächlich auf die Aufrüstung der in Wehrmacht umbenannten Reichswehr konzentrierte, während es nur wenige Mittel aufwenden musste, um eine stark revanchistische Kriegslust anzuheizen. So konnten das nationalsozialistische Deutschland und seine faschistischen Verbündeten (bei denen es ebenfalls einen weitverbreiteten, aber wesentlich oberflächlicheren Militarismus als in Deutschland gab) die Eroberung großer Gebiete wagen, weshalb bei der Bundeswehr heute in diesen Fragen – sogar im Vergleich mit anderen europäischen Nationen – relativ große Zurückhaltung herrscht.
Das große und starke Militär eines Landes führt nicht automatisch zu Militarismus. Nationen, in denen liberale Waffengesetze und große Bewunderung für ein meist starkes Militär vorherrschen, sind deswegen nicht sofort militaristisch, selbst dann nicht, wenn ein großer Teil der Bevölkerung in ein straffes Reservistensystem eingebunden ist. Hierbei spielen das im Staat vorherrschende System, das Verhältnis der Bürger zur nationalen Regierung sowie zur dem Militär befehlsgebenden Instanz sowie ihre subjektiv empfundene Bedrohungslage eine wesentliche Rolle, wobei die oben genannten Faktoren Schlüssel- oder verstärkende Elemente eines gegebenenfalls vorhanden Militarismus sein können. Entscheidend können vor allem die Vielfalt, Häufigkeit und Intensität der im Militär selbst praktizierten militärischen Rituale, die über die Notwendigkeit der Disziplinierung und der Stärkung des Korpsgeistes hinausgehen, wobei hier die Grenzen fließend sind.

Zitat

"Ich habe es zu spät erkannt, dass der Schlachteneifer nichts Übermenschliches, sondern Untermenschliches ist, keine mystische Offenbarung, sondern eine Reminiszenz aus dem Reich der Tierheit, ein Wiedererwachen der Bestialität." - Bertha von Suttner

27 Januar 2008

Russische Kriegsspielchen

Nato-Kräfte beobachten russischen Schiffsverband auf Fahrt zum Nordostatlantik

MOSKAU, 23. Januar (RIA Novosti). Die Nato-Aufklärung zeigt eine erhöhte Aufmerksamkeit für das Handeln des Einsatzverbandes der russischen Seekriegsflotte während seiner Fahrt ins nordöstliche Atlantikgebiet. Das teilte der Berater des Befehlshabers der russischen Seekriegsflotte und Chef des Informationsamtes, Kapitän zur See Igor Dygalo, am Mittwoch RIA Novosti mit.
Nach Angaben des Sprechers hatte der Aufklärungs-Kreuzer „San Jacinto“ der US-Kriegsmarine den Schiffsverband auf seiner Route von Toulon (am Mittelmeer) bis zum Gebiet der Übungen im Atlantik in einem Abstand von 20 bis 50 Kabellängen beobachtet.
Außerdem wurden Flugzeuge der russischen U-Jagd-Kräfte beim Flug über den Nordostatlantik von F-15-Flugzeugen der Luftverteidigung der norwegischen Kriegsmarine und von britischen Tornado-Flugzeugen begleitet.
Laut dem Marinesprecher werden die zum russischen Einsatzverband gehörenden Schiffe periodisch von Nato-Patrouillenflugzeugen des Typs Orion überflogen.
Dygalo teilte mit, dass der Schiffsverband mit dem flugzeugtragenden schweren Kreuzer „Admiral Kusnezow“ an der Spitze weiterhin seinen Übungsaufgaben im Rahmen der Atlantik-Fahrt nachkomme.

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KOMMENTAR:

Die Menschheit ist schwer beeindruckt von der überragenden Militärpower, aber nun wäre es doch ganz schön, wenn Russland wieder in die heimischen Häfen zurückschippert und seine Gazprom-Rubel in den Aufbau der Zivilgesellschaft investiert.

Grüße von Markus Rabanus >> Diskussionen